Medienministerin Susanne Raab widmete sich in ihrem Gastvortrag den medienpolitischen Maßnahmen zur Sicherung der österreichischen Identität. Insbesondere sprach sie den langfristigen Trend der Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Medien ebenso wie auf Konsumentinnen und Konsumenten an und ging auch auf die aktuell verhandelte Neuordnung der Medienförderung ein: „Wir haben uns im Regierungsprogramm zu einer Medienpolitik bekannt, die Grundwerte wie Pluralismus, Unabhängigkeit, Medien- und Pressefreiheit sowie Innovation sicherstellt und fördert. Es gibt das klare Bekenntnis der österreichischen Bundesregierung, das Medienförderwesen weiterzuentwickeln und die derzeitigen Kriterien der Inseratenvergabe der öffentlichen Verwaltung und staatsnaher Unternehmen zu überprüfen und in diesem Bereich für stärkere Transparenz zu sorgen.“
Die Bedeutung von Medien für die Herausbildung der österreichischen Identität
Auch die Rolle der Medien für die Stärkung einer gemeinsamen Identität sprach die Ministerin an. „Medien sind nicht nur unser täglicher, wöchentlicher oder monatlicher Begleiter, sie sind viel mehr. Sie beschreiben, deuten, kommentieren, ordnen ein, erklären und machen damit unsere hochkomplexe Welt ein klein wenig verständlicher. Und erst durch sie konnte sich ein nachhaltiger, gesamtgesellschaftlicher Diskurs darüber herausbilden, was die österreichische Identität – dieses berühmte ,Wir-Gefühl` ausmacht“, so Susanne Raab. „Seit ihrer Geburtsstunde tragen heimische Medien zur Ausprägung der österreichischen Identität bei und stellen auch heute noch den Diskurs darüber, über Generationen hinweg, sicher. Dieser zentralen gesamtgesellschaftlichen Aufgabe soll die heimische Medienbranche auch in Zukunft bestmöglich nachkommen können. Das ist mein Anspruch als Medienministerin.“
Keine Werbebeschränkung für Glücksspiel
Erwin van Lambaart, seit 1. April 2022 Generaldirektor der Casinos Austria AG, gab in seinem Vortrag Einblick in die künftige Unternehmensstrategie und beleuchtete aktuelle Entwicklungen im Glücksspielbereich. Einen Schwerpunkt legte Van Lambaart auf die Bedeutung einer professionellen Medienarbeit für Glücksspielunternehmen. Dabei hob er insbesondere die gemeinsame Verantwortung von Unternehmen, Politik und Medien gegenüber der Gesellschaft hervor und warnte vor den Folgen der immer wiederkehrenden Forderung nach Werbeverboten bzw. Werbeeinschränkungen für bestimmte Produkte.
Die Konsequenzen des Ukraine-Kriegs
Politikwissenschafter Gerhard Mangott, der an der Universität Innsbruck zu Internationalen Beziehungen lehrt, sprach über die geopolitischen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf Europa. Durch die neue „Eiszeit“ zwischen der Europäischen Union und Russland unter Präsident Putin zeige sich eine fortschreitende Abkopplung Russlands, auch aufgrund der EU-Sanktionen. Besonders deutlich zeige sich diese Entwicklung auf dem Energiesektor, so Mangott. Darüber hinaus erwartet der Experte, dass sich Russland künftig noch stärker an China und Indien annähern wird. Weiters zeigte Gerhard Mangott den militärischen Reputationsverlust Russlands auf und sprach auch die sozialen Konsequenzen in Russland an – einerseits durch den drohenden Unmut in der Bevölkerung, andererseits durch den Brain Drain vorwiegend junger, hochqualifizierter Menschen aus Russland.
Abschließend warnte der Experte davor, den Krieg als Konflikt zwischen Demokratien und Autokratien zu stilisieren. „Meiner Ansicht nach handelt es sich hierbei um eine neue Phase der Rivalität zwischen den Großmächten im Hinblick auf eigene Interessen, bei der nun versucht wird, sie moralisch zu überhöhen“, betonte Mangott.
Kampf gegen Fake News, Desinformation und „Infodemie“
Als vierter Gastvortragender sprach Stephan Russ-Mohl, emeritierter Professor für Journalistik und Medienmanagement an der Universität Lugano in der Schweiz sowie Leiter des Europäischen Journalismus-Observatoriums. Er gab in seinem Vortrag unter anderem einen Einblick in sein aktuelles Buchprojekt zum Thema Fake News und Qualitätsjournalismus und beleuchtete dabei auch die Verantwortung des Journalismus. Er beobachte in den vergangenen Jahren eine langfristige „Aufrüstung“ im Bereich der PR, wohingegen in den Redaktionen, im Bereich des professionellen Journalismus, eher eingespart werde, so der Experte. Vor diesem Hintergrund warnte er vor dem Ernstfall der Propagandaversuche. Die Digitalisierung führe Russ-Mohl zufolge zu einem deutlichen Anstieg an Fake News, die vor allem auf Social-Media-Plattformen mit zunehmender Geschwindigkeit kursieren. Dem gelte es durch gut aufgestellte Redaktionen entgegenzutreten.