AUSTAUSCH
5. November 2025

„Future Day“: VÖZ, VÖP und ORF vertiefen Zusammenarbeit

Im Zuge des „Future Day“ des ORF-Stiftungsrats am 5. November betonten die Spitzenrepräsentanten von VÖZ, ORF und Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) den weiteren gemeinsamen Einsatz für den heimischen Medienstandort. So einigte man sich etwa auf eine Zusammenarbeit bei der Durchsetzung von Urheberrechten sowie auf eine Fortführung der gemeinsamen Kampagne „Made in Austria. Made for Austria.“
Foto: ORF/Roman Zach-Kiesling

Unter der Leitung von ORF-Stiftungsratsvorsitzendem Heinz Lederer (M.) und Stellvertreter Gregor Schütze (r.) fand am 5. November 2025 der erste „Future Day“ des ORF-Stiftungsrats auf dem ORF-Mediencampus in Wien statt, an dem mit VÖZ-Präsident Maximilian Dasch (2.v.r.) und Corinna Drumm (2.v.l.), Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP), hochrangige Vertreterinnen und Vertreter der österreichischen Privatmedien am gemeinsamen Gedankenaustausch teilnahmen. Im Mittelpunkt standen die Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Entwicklungspotenziale für den österreichischen Medienstandort sowie weitere Kooperationsmöglichkeiten zwischen dem ORF und den beiden Branchen. Nach der gemeinsamen Erklärung im Rahmen der Österreichischen Medientage 2025, in der Maßnahmen zur stärkeren Regulierung von internationalen Plattformunternehmen und eine verbesserte Sichtbarkeit qualitätsvoller Medieninhalte im digitalen Raum eingefordert worden waren, erfolgte damit nun der nächste Schritt in der verstärkten Zusammenarbeit zwischen ORF, VÖZ und VÖP. Erste Ergebnisse wurden anschließend an die Veranstaltung im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Man einigte sich etwa auf eine verstärkte Zusammenarbeit bei der Durchsetzung von Urheberrechten sowie auf eine Fortführung der gemeinsamen „Made in Austria. Made for Austria.“-Kampagne, in der der Wert unabhängiger Medien nicht nur für Werbekundinnen und -kunden, sondern auch für die österreichische Bevölkerung greifbar gemacht wird. Um das Vertrauen in die eigenen Inhalte zu stärken, wurde weiters eine Zusammenarbeit bei der Kennzeichnung von KI-Inhalten ins Auge gefasst.

Qualitätsvolle Inhalte bringen hohe Relevanz

ORF-Stiftungsratsvorsitzender Heinz Lederer, auf dessen Initiative der erste „Future Day“ im ORF stattfand, bedankte sich für die Teilnahme und bekräftigte: „Ich freue mich, dass es gelungen ist, eine vertiefende Diskussion über brennende Themen des österreichischen Medienstandorts anzustoßen. Die letzten Wochen haben gezeigt, wie dramatisch die Situation ist: Qualitätsmedien stehen unter enormem Druck, das ist ein ökonomisches und ein demokratiepolitisches Problem. Wir haben heute gezeigt, dass wir uns unserer Verantwortung bewusst sind. Die Spitzen von VÖP und VÖZ haben sich einmal mehr als Brückenbauer erwiesen, die versuchen, Widerstände zu überwinden und an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten.“

Der stellvertretende Vorsitzende Gregor Schütze ergänzte: „Der erste ‚Future Day‘ zeigt, dass der ORF-Stiftungsrat auch Impulsgeber sein kann. Dass ORF, VÖP und VÖZ heute in diesem Rahmen zusammenkommen und gemeinsam über die Zukunft des heimischen Medienstandorts diskutieren, ist ein starkes demokratie- und medienpolitisches Signal. Es gilt die Kräfte zu bündeln, neue Initiativen zu setzen und die Kraft des ORF für die Stärkung des österreichischen Medienstandorts zu nutzen!“

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (l.) bedankte sich für die Initiative: „Es ist ein gutes Timing, aber ein schlechtes Thema: Die Krise der Medien. Wir erleben die Erosion von gemeinsamen Informationsräumen, den Verlust von Wertschöpfung und den Wegfall journalistischer Vielfalt. Umso wichtiger ist es, dass wir nun hier zusammenkommen. Wir dürfen nicht aufhören, den Wert von unabhängigem Qualitätsjournalismus aufzuzeigen, und müssen für die notwendigen Rahmenbedingungen werben. Dafür braucht es Allianzen. Kooperation statt Konkurrenz ist daher weiterhin das Gebot der Stunde. Niemand hat etwas zu verschenken, aber es geht darum, Modelle zu finden, die allen Beteiligten nutzen!“

VÖZ-Präsident Maximilian Dasch betonte: „Alle Marktstudien attestieren österreichischen Medien weiterhin eine sehr hohe Relevanz, auch in jungen Zielgruppen: Wir erreichen die Menschen mit qualitätsvollen Inhalten, auf allen Kanälen. Das ist die Ausgangssituation, in der wir nun enger zusammenrücken, um diese starke Position gemeinsam zu verteidigen und um künftig auch wieder wachsen zu können. Ein wichtiges Zukunftsfeld ist der Bereich der Medienkompetenz, wo wir gemeinsame Initiativen mit ORF und VÖP setzen wollen. Im Sinne eines nationalen Kraftaktes gilt es, junge Menschen über unser journalistisches Handwerk aufzuklären und die Mechanismen von KI aufzuzeigen, die täglich auf uns alle einprasseln.“

Kooperation im Kampf gegen Big Tech

VÖP-Geschäftsführerin Corinna Drumm führte aus: „Der österreichische Medienmarkt ist in einer schwierigen Situation. Deshalb sind Initiativen wie der heutige Tag sehr wichtig für die österreichischen Medienhäuser, um ihre gemeinsamen Anliegen zu formulieren und durchzusetzen. Nur durch Kooperation können wir gemeinsam gegen Big Tech bestehen. Dem ORF kommt hier durch seine Finanzierung und seine Marktposition eine wichtige Rolle zu. Es freut mich, dass wir kooperative Initiativen wie unsere gemeinsame Kampagne fortsetzen werden. Wir brauchen aber auch eine stärkere Unterstützung der Politik auf nationaler und internationaler Ebene. Wir brauchen ein Level Playing Field, was die Plattform-Regulierung, die Finanzierung und auch die Auffindbarkeit unserer Inhalte im digitalen Raum anbelangt. Ein ganz wesentliches Thema ist auch der Jugendschutz, den die heimischen Medien sehr ernst nehmen und den die digitalen Plattformen ignorieren.“

Neben einer High-Level-Paneldiskussion, in der Erfahrungen ausgetauscht und die Kooperationsvorhaben konkretisiert wurden, bot der erste „Future Day“ des ORF-Stiftungsrats ein spannendes Rahmenprogramm: Clemens Pig, Geschäftsführender Vorstand der Austria Presse Agentur (APA), informierte in einer Keynote über aktuelle Entwicklungen in der „Ära der synthetischen Medien“ wie die neuen KI-gestützten Funktionen in der Google-Suche und deren Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle von Medienhäusern. Er sieht kooperative Medienmärkte als europäisches Zukunftsmodell und wirbt für das Modell eines Trusted Content Pools. Harald Kräuter wiederum, Direktor für Technik und Digitalisierung des ORF, informierte über bestehende Kooperationsmodelle in den Bereichen Innovation und Technologie und zeigte potenzielle gemeinsame Entwicklungsfelder auf. Europa könne mit den Investitionsvolumina von Big Tech nicht mithalten und sei auf der Technologieebene nicht konkurrenzfähig, hätte aber stattdessen große Expertise auf Produktebene.