VÖZ-BOARD DIGITALE MEDIEN STUDY TOUR
13. November 2018

Im Herzen der globalen High-Tech-Industrie

Die zweite Studienreise im Jahr 2018 führte das VÖZ-Board Digitale Medien von 28. Oktober bis 1. November nach San Francisco und ins Silicon Valley. Unter anderem gewährten Google, Facebook, Mozilla, Springer, der San Francisco Chronicle und das Brown Institute for Media Innovation der Studiendelegation unter der Leitung des Board-Vorsitzenden Eugen A. Russ Einblicke in die neuesten Digital- und Medientrends.
Gerold Riedmann (Russmedia), Alexander Mitteräcker (Standard Medien AG), Martin Gaiger (Telekurier Online Medien), Markus Raith (Russmedia), Martin Paweletz (auto touring), Eugen A. Russ (Russmedia), Christian Rainer (profil), Gerald Grünberger und Nadja Vaskovich (beide VÖZ), Matthias Stöcher (Standard Medien AG) und Matthias Krapf (Moser Holding AG)

Alpha Group

Die Study Tour startete mit der Alpha Group, dem hauseigenen Inkubator der Online-Tochter der Advance Verlagsgruppe. Neben den neusten Tools aus seinem Inkubator demonstrierte Alpha Group-Leiter David Cohn, wie in einer der größten US-Verlagsgruppen Innovations-Management funktioniert. Man folge dabei unter anderem dem Leitsatz „Eat Your Own Dog Food“ – also das ein Unternehmen seine eigenen Produkte auch tatsächlich nutzt. So gebe es etwa regelmäßige „Mobile Only Days“, in denen die eigenen Websites nur mobil genutzt werden dürfen.

Axel Springer SE

Es folgte ein Termin mit der Axel Springer SE. Der Medienkonzern ist auf vielfältige Weise auf dem amerikanischen Markt engagiert, so wurden in den vergangenen Jahren u.a. die digitalen US-Medienmarken Thrillist, Mic, Jaunt, Business Insider und EMarketer akquiriert. Der Konzern sucht in der Bay Area systematisch nach vielverprechenden Talenten und Start-ups sowie Kooperationen und Akquisitionen. Aus der legendären 2012 gegründeten “Springer Wohngemeinschaft” im Silicon Valley ging ein dauerhaftes Fellowship-Programm für Springer-Führungskräfte hervor. Der Konzern betreibt außerdem mit seinem Berliner Plug and Play Accelerator ein Bindeglied zum Plug and Play Tech Center im Silicon Valley.

Washington Post Arc Publishing

Danach lernte die Gruppe das technologisch ambitionierte Content Managementsystem Arc Publishing der Washington Post kennen, das zunächst für den eigenen Gebrauch entwickelt wurde. Inzwischen wird die Plattform als White Label Lösung an weltweit mehr als 30 Medienunternehmen (u.a. Bonnier Corp., Advance Local, Boston Globe Media Partners, Le Parisien, El Pais, Madsack Media Group) lizensiert und ist bereits auf über 100 Websites im Einsatz. Die Tools der Arc Publishing Suite basieren in hohem Maße auf Künstlicher Intelligenz. Einige Beispiele: Das Programm “Clavis” weist Reportern Themenbereiche zu, erteilt Aufträge und verschlagwortet Themen. “Bandito” errechnet Wahrscheinlichkeiten für die virale Verbreitung von Content-Variationen. “Headliner” analysiert Texte und schlägt passende Überschriften vor, die erwiesenermaßen bei Lesern gut funktionieren. Ab 2019 will Arc Publishing auch ein Werbenetzwerk auf der Plattform implementieren. Schon heute unterstützt ein Algorithmus namens “Zeus” die Plattform bei der Suchwortoptimierung und beim automatischen Einspielen thematisch passender Videos.

San Francisco Chronicle

Der zweite Tag der Studienreise begann bei der 1865 gegründete Tageszeitung „San Francisco Chronicle“, die seit dem Jahr 2000 zur Hearst Gruppe gehört. Der „Chronicle“ betreibt erfolgreiche Content Verticals, experimentiert mit den Voice Assistants von Amazon und Google und startete innovative Projekte wie beispielsweise die interaktive NorCal Brewery Map mit mehr als 250 nordkalifornische Mikro-Brauereien. Der Anteil der digitalen Nutzer ist aktuell zehnmal so hoch wie jener bei Print.

Facebook

Bei Facebook wurden Wertschöpfungsketten für Verlage auf der Plattform besprochen, darunter etwa Instant Articles, Facebook Live, Virtual Reality und Augmented Reality. Zudem wurde das Facebook Journalism Project vorgestellt. Dabei hat Facebook bei einer Gruppe von 25 Verlagen erhoben, was es bräuchte, um auf der Plattform erfolgreich zu sein. Die Befragung hat gezeigt, dass es eine hohe Nachfrage nach unterstützten Abonnementmodellen gibt. Nun entwickle man Tools, um die Verlage etwa beim Marketing zu unterstützen. Darüber hinaus wurden mit der Oculus VR-Brille die neusten Forschungsergebnisse in Facebooks Virtual Reality-Segment präsentiert.

Reveal

Das Center for Investigative Reporting (CIR) hat einen exzellenten Ruf als eine der innovativsten, glaubwürdigsten und relevantesten amerikanischen Medienorganisationen. Seit mehreren Jahren veröffentlicht die vielfach preisgekrönte Organisation ihre Beiträge auf der Plattform Reveal, die sich als öffentlich-rechtliches Radio, Podcast und Soziale Plattform versteht.

Brown Institute for Media Innovation

Es folgte ein Besuch am Brown Institute for Media Innovation, einem Forschungsinstitut, das Projekte an der Schnittstelle zwischen Journalismus und Technologie fördert. Es ist eine gemeinsame Initiative der Stanford University School of Engineering in Palo Alto, Silicon Valley, und der Columbia University Graduate School of Journalism in New York. In jüngster Zeit förderte das Institut unter anderem die Kooperation von Medienunternehmen und Statistikbehörden und -diensten. um den Einsatz von Datenjournalismus in lokalen, regionalen und nationalen Medien anzuregen. Weitere Projekte befassen sich unter anderem mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Datenvisualisierung.

Google

Bei Google sprach man unter anderem über die Google News Initiative. Auch Google wolle Verlage beim Wandel zu digitalen Abonnementmodellen unterstützen. So würde etwa „Subscribe with Google“Echtzeit abgleichen, ob Nutzerdaten wie Kreditkarten-Informationen oder Email-Adressen bereits vorhanden seien oder erfragt werden müssten. Auch YouTube für Publisher sei für Medienunternehmen interessant. Die aus der Google News Initiative hervorgegangene Plattform soll die Monetarisierung von „Long Form Content“, sprich langlebigeren Videos, ermöglichen.

Mozilla

Zum Abschluss gewährte die global agierende Non-Profit-Organisation Mozilla Einblick in ihre Tätigkeiten. Die Mozilla Foundation wurde 1998 von Netscape gegründet und finanziert sich unter anderem aus Spenden. Die Mozilla Corporation ist eine Tochter der Stiftung und kümmert sich unter anderem um Weiterentwicklung, Vertrieb und Marketing des Webbrowsers Firefox. Vorgestellt wurde unter anderem der „Content Syndication Standard“, der eine faire Vergütung bei der Verwendung von fremden Content vereinfachen soll.

Zahlreiche weitere Unternehmen und Tools

Zudem lernte die Studiendelegation zahlreiche weitere Unternehmen und Tools kennen, darunter etwa Clarifai, Storied, Ridge Ventures, SoundHound, Spaceship Media oder Voicera.

Clarifai ist eine visuelle Suchmaschine, die mittels künstlicher Intelligenz Objekte aus diversen Kategorien in Bildern und Videos automatisch erkennt und verschlagwortet. Die mobile-first Storytelling-Plattform Storied bietet Services für Publisher und Markenartikler, die ihre Nutzer auf mobilen Geräten stärker in ihre Inhalte involvieren wollen. Ridge Ventures fokussiert sich strategisch auf hochspekulative Investments in Tech-Startups. SoundHound ist Spezialist für sprachbasierte Dienste und Technologien, die sich auf Künstliche Intelligenz stützen. Die Audience Engagement Initiative Spaceship Media will den Dialog zwischen gesellschaftlichen Gruppierungen fördern. Der Dienst Voicera macht Meetings etwa durch Konferenzmitschnitte und Protokolle produktiver und effizienter.