Berufliche Perspektiven für arbeitslose Journalisten
27. April 2017

Beratungs- und Vermittlungsstelle „AJOUR“ gestartet

„Die Medienbranche ist von der disruptiven Wirkung der Digitalisierung in einem besonderen Ausmaß betroffen. Umso wichtiger ist es, arbeitslose Journalistinnen und Journalisten dabei zu unterstützen, neue berufliche Perspektiven zu entwickeln“, erklärte VÖZ-Präsident Thomas Kralinger am 25. April 2017 anlässlich des Starts der Beratungsstelle „AJOUR“.

„Österreichs Verleger stehen zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und sind davon überzeugt, dass mit der innovativen Betreuungs- und Vermittlungsinitiative AJOUR ein positiver Impuls am Arbeitsmarkt gesetzt wird“, so Kralinger. Arbeitslose oder von Jobverlust bedrohte Journalisten können sich nun spezielle Beratung beim Projekt „AJOUR – Arbeit für JournalistInnen“ holen. Nach der Förderzusage vom AMS Wien starten nun die ersten operativen Beratungen.

Grund für die Initiative von Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Presseclub Concordia und dem Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) ist die steigende Arbeitslosigkeit im Journalismus. Laut AMS-Vorstand Johannes Kopf stieg die Zahl der arbeitslosen Journalisten in zwei Jahren um rund 9,7 Prozent.

Das Projekt soll mit speziellen Beratern bei der Suche nach neuen Berufsperspektiven helfen. Geschäftsführerin Lydia Ninz geht davon aus, dass rund ein Drittel der Betroffenen wieder in Medien oder mediennahen Bereichen arbeiten wird, ein weiteres Drittel in andere Kommunikationsberufe wechseln wird und sich rund ein Drittel wohl völlig neu orientieren wird müssen.

Regionaler Schwerpunkt wird Ostösterreich sein, schließlich seien auch rund 60 Prozent aller hauptberuflich tätigen Journalisten in Wien und Umgebung beheimatet. Durch die Netzwerke und die Erfahrungen der Projektträger wird es möglich sein, die Zielgruppe auf Augenhöhe zu beraten, Coaching, Weiterbildung oder gegebenenfalls eine neue Arbeitsstelle zu vermitteln. Für das AMS bedeutet das ajour-Projekt eine Entlastung, weil eine derart branchenspezifische Beratung und Vermittlung der Journalisten für die AMS Berater selbst oft gar nicht möglich ist.

Beratungsablauf

Im ajour-Büro findet zunächst ein Erstgespräch statt. Können die Betroffenen in das vom AMS geförderte Beratungs- und Betreuungsprojekt übernommen werden, wird ihnen zunächst ein Coach vermittelt. In durchschnittlich zwölf Coaching-Einheiten werden die individuelle Situation analysiert und weitere Perspektiven entwickelt und gemeinsam ein Karriereplan bzw. Weiterbildungsplan erstellt. Je nach vorhandenen Mitteln genehmigt das AMS die vorgeschlagenen Maßnahmen.

Nach Abklärung der weiteren beruflichen Perspektiven und Wünsche unterstützt die ajour-Geschäftsstelle die konkrete Vermittlungstätigkeit bzw. berät die Betroffenen bei der Arbeitssuche bzw. bei der Suche nach einem neuen Auftraggeber oder berät gegebenenfalls auch beim Übergang in die Selbstständigkeit.

Der Weg aller JournalistInnen, die an einem intensiven Beratungs- bzw. Coachingprozess teilgenommen haben, wird rund ein halbes Jahr nach deren Ausscheiden noch einmal evaluiert. Ziel ist neben einer maßgeschneiderten Berufsberatung auch eine Job-Vermittlung – etwa in andere Medien, die Personalbedarf (etwa im online-Journalismus) haben, an Pressestellen von Firmen oder Behörden bzw. in PR- und Marketing-Agenturen. Daneben gibt es natürlich auch Möglichkeiten, sich selbständig zu machen.

https://www.ajour.or.at/