WELTBERICHT DES INTERNATIONALEN MAGAZINVERBANDS 2018-2019
3. April 2018

FIPP: Innovation in Magazine Media

Der mittlerweile neunte „Innovation in Magazine Media World Report“ des internationalen Magazinverbands FIPP wurde beim Digital Innovators‘ Summit in Berlin präsentiert. Nach einem schwierigen Jahrzehnt für die Zeitschriftenindustrie würden viele Verlage nun endlich das Licht am Ende des Tunnels sehen, so der positive Grundtenor der Publikation.

Laut dem Report würden Umsätze am Lesermarkt für Zeitschriftenverlage immer wichtiger. Schließlich sei es äußerst schwierig, redaktionellen Journalismus in Zeitschriften ausschließlich über Werbeerlöse zu refinanzieren: „Only journalism worth paying for will save journalism.“ Nur Journalismus, für den es sich zu zahlen lohnt, würde den Journalismus retten.

Zahlungsbereitschaft für vertrauenswürdige und einzigartige Inhalte

In der digitalen Informationsflut sei die Welle an fragwürdigen Inhalten enorm angestiegen. Daher gebe es derzeit überall ein starkes Bedürfnis nach zuverlässigen und qualitativ hochwertigen Inhalten, welches vor allem von Zeitschriften und Fachmedien gestillt werden könne. Es gebe eine Zahlungsbereitschaft für vertrauenswürdige und einzigartige Nachrichten und Informationen.

Um am Lesermarkt allerdings nachhaltige Geschäftsmodelle zu etablieren, müsse man seine Zielgruppe genau kennen. Wer keinen Datenanalysten beschäftige, der das Leseverhalten ergründe, befinde sich im Blindflug.

Neue Wege des Story-Tellings

Auch Innovationen im Story-Telling werden im Report beleuchtet. Audio, automatisierter Journalismus, Chatbots, horizontale Stories, interaktive Videos, Live-Streamed-Videos oder Multimedia-Geschichten – jedes narrative Tool helfe Medienunternehmen dabei, unterschiedliche Ziele zu erreichen. Automatisierter Roboter-Journalismus könne Medien etwa dabei unterstützen, Nischenbereiche abzudecken, welche menschliche Kapazitäten übersteigen würden.

Auch bei den unterschiedlichen Story-Telling-Formaten kommt es letztendlich darauf an, die Präferenzen seiner Leser zu kennen. Medienunternehmen müssen wissen, welche Plattformen und Herangehensweisen wie von den Usern genutzt werden.

Top Trends in Media Tech

Unter den „Top Trends in Media Tech“ listet der Report Künstliche Intelligenz, sprachgesteuerte Geräte, Chatbots, das Internet der Dinge und die visuelle Suche. Die richtige Technologie helfe Publishern von Smart Media-Unternehmen dabei, ihre jeweilige Zielgruppe mit den idealen Formaten zu erreichen.

Obwohl neue Technologien Betriebseffizienz, Zielgruppenwachstum, Kosteneinsparungen und vor allem Umsatz mit sich bringen können, sollten Medienmanager nicht sofort jedes neue gehypte Tool einsetzen. Auch bei „Media Tech“ sei die Frage entscheidend: „Wie wahrscheinlich ist es, dass meine Leser diese Technologie nutzen werden?“

Innovationen in Print

„Totgesagte leben länger.“ Print werde nie ganz verschwinden und weiterhin ein wichtiger Teil der Medienlandschaft bleiben. Gedruckte Medien seien ein stiller Luxus und schaffen einen Rückzugsort von der allgegenwärtigen digitalen Beeinträchtigung durch Pop-up-Anzeigen, Benachrichtigungen und Textnachrichten. Print werde als Gegenmittel für ein Leben vor dem Bildschirm gesehen.

Laut mehreren Studien, die in dem neuen Report beschrieben werden, seie Millennials große Fans von Print. In manchen Fällen würden sie sogar mehr Print als ihre Baby Boomer-Eltern lesen. Zum Beispiel verkaufe der „New Yorker“ unter Millennials 10 Prozent mehr Abos als unter älteren Demografien.

Ausgefallene Innovationen

Nachdem in den vergangenen Jahren im „Innovation in Magazine Media World Report“ bereits solarbetriebene, Musik spielende, essbare, „pflanzbare“ oder sogar backfertige Magazinseiten präsentiert wurden, richtet auch die neunte Ausgabe des Weltberichts den Scheinwerfer auf besonders ausgefallene Innovationen.

Darunter etwa eine brasilianische Magazinanzeige, die thermochrome Tinte verwendete, die auf Körperwärme reagierte und so ein Bild von den Füßen eines Läufers erzeugte, um anzuzeigen, welche Art von Schuh die Läufer benötige. Ebenso innovativ war eine Anzeige, die mit Popcornaroma-Tinte für Filme warb oder ein auf einer Magazinseite integrierter Schwangerschaftstest, der bei positiven Werten einen Rabatt auf Babykrippen offenbarte.

John Wilpers, der Autor des Reports, brachte es auf den Punkt: „Gerade wenn du denkst, dass es unmöglich etwas Neues geben könnte, liefert der Einfallsreichtum des menschlichen Geistes noch ausgefallenere Innovationen.“