VÖZ-ZEITUNGSMATINÉE ZU ZUKUNFTSFRAGEN FÜR DIE BRANCHE
25. Juni 2021

Erholung und Neustart nach der Pandemie

Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) lud am 24. Juni 2021 vormittags anlässlich seiner 68. Generalversammlung zur Zeitungsmatinée in das Wiener Hotel Park Hyatt. Aufgrund der nach wie vor geltenden Sicherheitsbestimmungen bedingt durch die Corona-Pandemie, fand die Zeitungsmatinee in einem sehr stark eingeschränkten Rahmen im Kreis der Mitglieder statt. VÖZ-Präsident Markus Mair konnte Bundesminister Martin Kocher, den Generaldirektor des Österreichischen Rundfunk Alexander Wrabetz, GroupM CEO Andreas Vretscha, Peter Lammerhuber von The Innovation Company, Helmut Kosa als Managing Partner von &US sowie den für Medienpolitik zuständigen Kanzlerbeauftragten Gerald Fleischmann als Referenten begrüßen. (Mit Fotogalerie)
© Katharina Schiffl

„Mit der Krise einhergehend prägten mehrere österreichweite und regionale Lockdowns alle Bereiche unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Die wirtschaftlichen Folgen waren überall zu spüren. Schmerzlich erfahren musste dies auch die Medienbranche. Doch Optimismus und erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung sind neuerdings wieder spürbar. Daher bin ich froh, dass es uns nach einem Jahr Pause auch wieder gelungen ist, zur diesjährigen Zeitungsmatinée einladen zu können“ begrüßte Präsident Markus Mair die Gäste.

Auf die arbeitsmarktpolitischen Folgen und den sich abzeichnenden wirtschaftlichen Aufschwung ging im Anschluss auch Bundesminister für Arbeit, Martin Kocher, näher ein. So gab es seit dem ersten Lockdown im März 2020 keine Branche, die von der Pandemie nicht betroffen war. Insbesondere beschäftigungsintensive Dienstleistungen waren, im Gegensatz zu sonstigen Rezessionen, stark betroffen. Ein Umstand welcher sich auch am Arbeitsmarkt stark abgebildet hat. Durch ein breites Maßnahmenpaket der Bundesregierung, allen voran der Corona-Kurzarbeit, konnten allerdings viele Beschäftigungsverhältnisse nachhaltig gerettet werden und Haushaltseinkommen während der Krise stabilisiert werden. Langfristig stehe man arbeitsmarktpolitisch aber vor zahlreichen Herausforderungen. So geht die Arbeitslosigkeit in Österreich zwar zurück, dennoch gibt es starke regionale Unterschiede etwa was die Mobilität betrifft. Auch die Qualifikation von Arbeitssuchenden sowie die Langzeitarbeitslosigkeit sind langfristige Themen. Mit dem speziell darauf zugeschnittenen Programm „Sprungbrett“ wird es hier möglich sein, entsprechende Akzente setzen zu können.

Die Corona-Pandemie hat deutlich aufgezeigt, dass die Digitalisierung auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor neue Aufgaben stellt. Auf diese ging ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz in seiner Keynote ein. Mit dem Bau des neuen ORF Newsrooms und der Einbindung der Sender Ö1 und Ö3 am ORF-Zentrum Küniglberg, setze man einen ersten Schritt um den zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Diese bestünden vor allem darin, das Konzept des linearen Rundfunks derart zu adaptieren, dass Content für jeden individuell verfügbar sei. Denn insbesondere für die unter 30jährigen spiele etwa TV im klassischen Sinne nur noch eine untergeordnete Rolle. Dadurch müsse auch langfristig die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch die GIS-Gebühr neu gedacht werden. Mit dem, vom ORF Stiftungsrat im Dezember 2020 beschlossenen, Digitalkonzept für den ORF steht nun eine Strategie zur Verfügung, um langfristig die Herausforderungen der Digitalisierung meistern zu können und somit den ORF für die Zukunft zu stärken. Naturgemäß folgte eine intensive Diskussion zwischen den anwesenden Verlegern und dem ORF-Generaldirektor über die Aufgabenteilung zwischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk und privaten Medienunternehmen im Hinblick auf digitale Geschäftsfelder.

Die Auswirkungen von COVID 19 auf den österreichischen Werbemarkt standen im Fokus des Vortrages von GroupM-CEO Andreas Vretscha, Peter Lammerhuber von der The Innovation Company und Unternehmensberater Helmut Kosa. Es gab zwar in allen Bereichen des Werbemarktes im Jahr 2020 einen Einbruch, jedoch habe sich das Werbeaufkommen mittlerweile wieder erholt. Auch im Mix der Mediengattungen lassen sich keine langfristigen negativen Auswirkungen durch die Pandemie erkennen. Eindeutig sind jedoch, die deutliche Verlagerung der Spendings in Richtung Digitalgeschäfts zu erkennen. Als Indikator nannte Vretscha die Digitalabgabe, die in den ersten beiden Monaten des Jahres 2021 bereits die klassische Werbeabgabe übertroffen hat.

Die Bewältigung der Pandemie war auch das vorherrschende Thema des letzten Jahres in der Medienpolitik. Kanzlerbeauftrager Gerald Fleischmann analysierte die bisherigen 18 Monate Regierungsarbeit, wovon 16 Monate im Zeichen von COVID 19 standen. Um auch die heimische Medienlandschaft zu unterstützen, schnürte die Regierung ein Maßnahmenpaket in Höhe von 55 Millionen Euro. Abseits dieser herausfordernden Zeit konnten so manche medienpolitisch relevanten Themen dennoch umgesetzt werden, wie etwa das „Hass im Netz“-Paket. Auch die EU-Richtlinie zum AMD-Gesetz wurde im letzten Jahr umgesetzt, um Videosharing-Plattformen in die für heimische Medien geltenden Werbebeschränkungen einbinden zu können. In Verhandlung ist zudem die Umsetzung der Urheberrechtsnovelle. Ein weiteres Projekt der Bundesregierung sei ein Medienfonds, der analog zur geplanten Digitalförderung aufgestellt werden soll. Ziel soll es sein, dass große internationale Plattformen einen Beitrag zur Unterstützung des heimischen Filmproduktionsstandortes leisten.