VÖZ-Präsident Markus Mair fasst zusammen: „Die digitale Transformation der Zeitungen und Magazine ist längst Realität. Wesentlicher Erfolgsfaktor neben gutem Management und innovativen Produkten ist und bleibt hochqualitativer Journalismus, dem die Leser vertrauen.“
Eric Gujer, Chefredaktor der Neuen Züricher Zeitung und ausgewiesener Kenner der europäischen und Nahost-Politik, stellte die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in Journalismus und Medien in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Die Digitalisierung sei selbstverständliche Voraussetzung für die Arbeit der Redaktionen. Was eine Zeitung trotz wirtschaftlicher Herausforderungen und Digitalisierung besonders benötige, sei eine Mission, so Gujer: „Eine Zeitung muss unverwechselbar sein. Sie differenziert sich durch ihre politische Haltung, ihren ganz eigenen Blick auf die Welt und die Einzigartigkeit ihres Angebots.“ Umso wichtiger sei es, auf Augenhöhe mit und entsprechend der Bedürfnisse der Leser Inhalte zu produzieren. Ein besonderer Mehrwert des Qualitätsjournalismus für den Leser sei, dass er seiner Zeitung vertrauen kann – bei Online-Inhalten müsste er die Vertrauenswürdigkeit der Quelle stets aufwendig überprüfen.
Nils von der Kall von der Wochenzeitung „Die Zeit“ hat er als Verlagsleiter für Marketing und Vertrieb neue digitale Vertriebswege etabliert. In seiner Präsentation stellte er dem interessierten Fachpublikum vier durchaus provokante Thesen für den Erfolg im digitalen Zeitalter in den Raum: „1. Zeitung ist was man daraus macht. 2. Nur ein bekannter Leser ist ein guter Leser. 3. Es geht nicht mehr um Print oder Digital. Es geht um Journalismus. 4. Das Kapital ist die Marke.“
Christopher Pramstaller ist bei der „Süddeutschen Zeitung“ als Audience Editor verantwortlich, den Leser anhand seines Nutzerverhaltens mit den Journalisten zusammen zu bringen, um seine Bedürfnisse zu verstehen. Pramstaller betonte die Grenzen dieser Herangehensweise: “Metriken und Datenerfassung sind nicht das Problem. Das Problem ist die Fixiertheit auf Metriken.” Bei aller Erfolgsmessung, Transparenz und dem Glauben an die motivierende Wirkung guter Zahlen auf die Redaktionen sieht er die Gefahr, „dass Daten zum Tyrann werden“.Das Dilemma fasste er mit einem Zitat von William Bruce Cameron zusammen: „Not everything that counts can be counted, and not everything that can be counted counts.“
Die international renommierte Professorin für Medieninnovationen an der Universität Oslo und Research Fellow am Reuters Institute der Universität Oxford Lucy Küng steckte eine strategische „Roadmap“ für das „Wie“ der erfolgreichen Digitalen Transformation ab. Gezielt für Entscheider im Medienbereich gab sie Handlungsempfehlungen wie das „Going Digital“ gelingen kann. Ihr erster Ratschlag: „Stecken sie soviel Einsatz und Gewicht in die Transformation der Organisation, wie sie in das Produkt stecken.“
Im Anschluss an die ausgebuchte Matinée tagte die Generalversammlung des Verbandes Österreichischer Zeitungen unter der Leitung von VÖZ-Präsident Markus Mair. Traditionell findet der Tag mit dem VÖZ-Heurigenabend seinen Abschluss, bei dem die wichtigsten Köpfe der österreichischen Medienbranche und hochkarätige Vertreter aus Politik und Wirtschaft zusammentreffen.