Faßmann, Kralinger und Karmasin betonten demokratiepolitische Rolle der Medien
15. März 2018

VÖZ vergab zum achten Mal Förderpreis Medienforschung

Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) prämierte heuer bereits zum achten Mal herausragende wissenschaftliche Arbeiten über den österreichischen Medienmarkt. Wissenschaftsminister Heinz Faßmann, VÖZ-Präsident Thomas Kralinger und der Juryvorsitzende Matthias Karmasin würdigten die ausgezeichneten Arbeiten von Klaus Bichler, Stepanhie Lehner und Jakob-Moritz Eberl.
Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Heinz Faßmann, Juryvorsitzender Matthias Karmasin, Jakob-Moritz Eberl, Klaus Bichler, Stepanhie Lehner und VÖZ-Präsident Thomas Kralinger

„Wenn wir die Medienforschung an einem Ort der höchsten politischen Zentralität ehren, dann ist das eine Anerkennung der wesentlichen Bedeutung von Medien im demokratiepolitischen Wirken. Politik braucht eine mediale Übersetzung und sie braucht Medien, in denen die Interessen der Gesellschaft artikuliert werden“, so Wissenschaftsminister Heinz Faßmann am Mittwoch, den 14. März 2018 im Audienzsaal des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung anlässlich der feierlichen Verleihung des VÖZ-Förderpreises Medienforschung.

Innovative Impulse aus der Wissenschaft

VÖZ-Präsident Thomas Kralinger betonte bei der Verleihung, dass „die ausgezeichneten Arbeiten ihren Blick auf die Zukunftsthemen unserer Branche richten. Innovative Impulse aus der Wissenschaft können uns dabei helfen, Veränderungsprozesse frühzeitig zu erkennen und nachhaltig zu meistern.“ Medien hätten laut Kralinger in der digitalen Transformation neben ihrer Rolle als „public watchdog“ eine weitere „unendlich wichtige Aufgabe“ dazubekommen: „Wir haben dafür zu sorgen, dass das überhitzte Meinungsklima abkühlt, damit es weiterhin einen gemeinsamen Diskurs in unserer Gesellschaft geben kann.“

Medien als Infrastruktur der Demokratie

Auch der Juryvorsitzende Matthias Karmasin (Universität Klagenfurt) hob die demokratiepolitische Rolle der Medien hervor: „Medien sind die Infrastruktur der Demokratie. Ihre Qualität und jene der Demokratie stehen in einem engen Zusammenhang. Es ist also nicht folgenlos, wenn diese Infrastruktur unter Druck gerät – und das tut sie aktuell, nicht nur ökonomisch, sondern auch gesellschaftlich. Wenn wir uns fragen, welche Medien wir haben wollen, dann fragen wir uns gleichzeitig auch, in welcher Gesellschaft wir leben wollen.“ Die Relevanz dieser Frage könne man laut Karmasin in Zeiten des Umbruchs daher nicht hoch genug einschätzen.

Medienethische Herausforderungen im Onlinejournalismus

Die mit 4.000 Euro dotierte Auszeichnung für Dissertationen sicherte sich Klaus Bichler mit seiner Arbeit „Möglichkeiten und Grenzen von Verantwortung – Medienethische Herausforderungen bei OnlineakteurInnen in Österreich“ (Universität Klagenfurt). Bichler hat in seiner „qualitativ sehr hochwertigen“ Dissertation durch theoretische Aufarbeitung und die Befragung „journalistischer und semi-journalistischer ContentproduzentInnen“ eine Onlinemedienethik skizziert, „die den gravierenden Umbrüchen im Journalismus mehr als gerecht wird“, so die Jury.

Viele Blogger und Vlogger seien sich laut Bichler nicht darüber im Klaren, welche publizistische Verantwortung sie tragen. „Wenn ich etwas in meinen Blog klopfe, dann kann das auch Folgen haben.“ Mit einem eigenen Schulfach Medienbildung könne man hier das notwendige Bewusstsein schaffen.

Publizistische Qualität in Print- und Onlinemedien

In der mit 2.000 Euro dotierten Kategorie Master-/Diplomarbeiten wurde Stephanie Lehners Masterarbeit „Online vs. Print: Qualitätsunterschiede und etwaige künftige Veränderungen am Beispiel der OÖN“ (Universität Wien) ausgezeichnet. Lehner beschäftigte sich mit der publizistischen Qualität in Print- und Onlinemedien. Vor allem „die praxisnahe Einbeziehung neuer verlegerischer Geschäftsmodelle und Newsroom-Konzepte“ hob die Jury in ihrer Begründung positiv hervor.

Angesprochen auf die unterschiedlichen Eigenschaften der untersuchten Medienkanäle erklärte Lehner, dass Print eine höhere Aufmerksamkeitsspanne biete. „In gedruckten Medien kann man sich komplexen Themen weitaus intensiver und tiefgehender widmen“, so Lehner.

Das Verhältnis von Politik und Medien

Der mit 2.000 Euro dotierte Hannes-Haas-Nachwuchspreis wurde an Jakob-Moritz Eberl für seine Dissertation „Media Bias in Political News Coverage: Revisiting Sources, Effects and Perceptions“ verliehen. Eberl beleuchtete in seiner Dissertation das Verhältnis von Politik und Medien und diskutierte die scheinbar politisch motivierte Vertrauenskrise in traditionelle Medien. Die Jury lobte nicht zuletzt „den reflektierten Umgang mit dem aufgeladenen Begriff ‚Medien-Bias'“.

Um mediale Meinungsverzerrungen zu vermeiden, plädiert Eberl auch im digitalen Bereich für die Einhaltung des klassischen Trennungsgrundsatzes: „Auch Journalisten sind Staatsbürger und haben eine politische Meinung. Es ist nur wichtig, dass sie Meinungsäußerungen auf Kommentare beschränken und über Nachrichteninhalte neutral berichten.“

Der Hannes-Haas-Nachwuchspreis wird vom VÖZ und der Initiative Qualität im Journalismus (IQ) mit Unterstützung der APA getragen und für wissenschaftliche Arbeiten verliehen, die sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung und Verantwortung des Journalismus auseinandersetzen.

Förderpreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten

Die Beurteilung der ausgezeichneten wissenschaftlichen Arbeiten wurde von einer hochkarätig besetzten Jury aus Wissenschaft und Praxis unter dem Vorsitz von Univ.-Prof. Karmasin vorgenommen. Der VÖZ-Förderpreis Medienforschung wurde erstmals 2010 ausgeschrieben. Er wird für herausragende wissenschaftliche Arbeiten vergeben, die sich mit aktuellen und wichtigen Fragestellungen des österreichischen Medienmarktes befassen und steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministers für Bildung, Wissenschaft und Forschung Heinz Faßmann.