Medienminister Thomas Drozda begrüßte die Gäste bei der Veranstaltung „Empfehlung zur Darstellung von Menschen mit Behinderungen in den Medien“. „Die Berichterstattung muss das Leben von Behinderten als Ganzes erfassen und sich nicht auf Leiden, Opferrolle oder andere Klischees reduzieren. Medienschaffende und Medienkonsumenten sind heute gleichermaßen gefordert, sich um einen respektvollen Umgang zu bemühen, den jeder Mensch erwarten darf. Denn es geht um die Kultur des Miteinander in der Demokratie“, so Drozda.
„Die nun vorliegenden Empfehlungen wurden in intensiven Gesprächen von Vertreterinnen der Behindertenorganisationen und der Medien gemeinsam ausgearbeitet. Wir im Bundeskanzleramt haben den Prozess als Moderator begleitet“, so Drozda weiter. „Einige der darin angesprochenen Maßnahmen sind bereits in Umsetzung, andere in Vorbereitung. Besonders wichtig ist uns, dass das Thema auch verstärkt in die österreichische Journalistinnen- und Journalistenausbildung integriert wird. Ebenso bedeutsam ist, dass die Präsenz von Betroffenen in den Medien erhöht wird. Und nicht zuletzt muss der Zugang zu Informationen durch Barrierefreiheit erleichtert werden.“
Start der Online-Plattform barrierefreiemedien.at
Die Online-Plattform barrierefreiemedien.at ist aus einer Public-private-Partnership heraus entstanden und beinhaltet Best Practice-Beispiele, Grundlagen und Leitfäden für die Darstellung von Menschen mit Behinderungen in den Medien. Das Angebot treibe laut Kralinger Inklusion voran und helfe den Journalisten dabei, die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit zu beleuchten.
„Die Plattform wird einen wesentlichen Beitrag zu einer angemessenen und qualitätsvollen Darstellung von Sachverhalten, Personen und Lebensverhältnissen leisten“, so Kralinger. „Wer Öffentlichkeit herstellt, den trifft eine besondere Verantwortung in jeglicher Hinsicht. Unsere Mitgliedsmedien stellen sich dieser gesellschaftlichen Verantwortung, sorgen für barrierefreie Webseiten, behindertengerechte Zugänge und somit dafür, dass möglichst alle Menschen selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben und am öffentlichen Diskurs teilnehmen können.“
Die Journalisten Claus Reitan und Evelyne Huber, die die Funktionen und Inhalte der Plattform vorstellten, erklärten: „Meinungsäußerungsfreiheit, Unabhängigkeit und Bedeutsamkeit der Medien verpflichten Journalismus und Medienunternehmen zu Verantwortung, auch und gerade in der Darstellung von Menschen mit Behinderungen. Wir haben es daher sehr gerne übernommen, die Webplattform, koordiniert vom Bundeskanzleramt und im Auftrag des Verbandes Österreichischer Zeitungen zu konzipieren und umzusetzen.“
Kralinger wiederholte auch in diesem Zusammenhang die Forderung der Verleger nach einer Reform der Presseförderung, die das gesellschaftliche Engagement der Presselandschaft belohnt: „Es wäre im Licht des öffentlichen Auftrags mehr als gerecht, wenn der Gesetzgeber, die – das möchte ich betonen – mit großer Überzeugung gesetzten, aber auch oft mit erheblichen Kosten verbundenen Aktivitäten privater Medienbetreiber angemessen fördern würde.“
Schlüsselrolle für inklusive Gesellschaft
„Medien nehmen mit diesen Aktivitäten aber auch mit einer bedachtsamen Berichterstattung und entsprechender Aufklärung eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft ein“, so Kralinger. „Unsere Mitgliedsmedien haben in diesem Bereich zahlreiche eigene Aktivitäten und Vorzeigeprojekte, wie etwa eine inklusive Lehrredaktion beim ‚Kurier‘, die sich der Aufgabe, Texte in einfacher Sprache leichter lesbar zu machen, verschrieben hat.“
Medien könnten das „Fenster zur Welt“ sein, vorhandene Einschränkungen kompensieren, Bildung und Informationen erfahrbar machen, sowie individuelle Erfahrungs- und Handlungsräume erweitern.
Nationaler Aktionsplan Behinderung 2012-2020
Im Jahr 2008 hat die Republik Österreich die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert. Dort wird eine Abkehr von gängigen Rollenklischees und einseitiger, diskriminierender Darstellung von Menschen mit Behinderungen in Medien gefordert. Im Zuge des „Nationalen Aktionsplans Behinderung 2012-2020“ wurden im Bundeskanzleramt „Empfehlungen zur Darstellung von Menschen mit Behinderungen in den Medien“ erarbeitet.