Österreichische Medientage 2017
21. September 2017

Optimismus für gedruckte Medien

Einen überwiegend positiven Befund für gedruckte Medien gab es am Eröffnungstag der österreichischen Medientage. „Print kann funktionieren, wenn man das Lebensgefühl der Zielgruppe erwischt“, so Christian Cohrs, Redaktionsleiter beim G+J-Magazin „Business Punk“, in einer Podiumsdiskussion zum Thema „Der Adel heißt Print! Von Marke zum Medium“. VÖZ-Präsident Thomas Kralinger sagte, das Wichtigste sei, dass man sich um den Leser kümmert.
VÖZ-Präsident Thomas Kralinger bei den Österreichischen Medientagen 2017

Hermann Petz, Chef der Moser Holding, erklärte, dass regional positionierte Printmedien wie beispielsweise die Bundesländerinnen weiterhin gut funktionieren würden. Klar sei aber auch, dass nur gedruckte Zeitungen Qualitätsjournalismus finanzieren könnten. Die Vollredaktion der „Tiroler Tageszeitung“ sei anders nicht finanzierbar.

Wolfgang Winter vom Red Bull Media House verwies darauf, dass trotz eines Titel-Rückgangs sehr viele neue Magazine lanciert werden. Aufgabe der Verleger sei es, die richtigen Zielgruppen für die richtigen Titel zu finden.

Luxus Print?

„profil“-Herausgeber Christian Rainer hält Print-Medienprodukte für Luxus und damit eigentlich für verzichtbar. „Niemand braucht mehr Print im Sinne der Informationsbeschaffung. Andererseits, wer will schon ohne Luxus leben“, so Rainers Erklärung, warum Print trotzdem nach wie vor Erfolg hat. Die Demokratie dürfe jedoch nicht zum Luxus werden.

Gute Geschäfte im Corporate-Publishing

Besonders erfolgreich im Inseratengeschäft seien laut Rainer die Spezialmagazine rund um die Marke „profil“: „Darin findet sich guter, aber abhängiger Journalismus.“ Auch VÖZ-Präsident und „Kurier“-Chef Thomas Kralinger sprach über den Corporate-Publishing-Bereich, in dem sein Medienunternehmen jährlich rund 26 bis 30 Magazine produziere.

Alles in allem mache die Mediaprint, die neben dem „Kurier“ auch die „Kronen Zeitung“ umfasst, gute Geschäfte. Beim „Kurier“ sei es gelungen, den Abopreis um 50 Prozent zu erhöhen, das gehe nur, wenn das Produkt gut ist, so Kralinger.

Innovative Produktstrategien für technologische Neuheiten

Stefan Häckel von „Vice“ sagte, „wir begreifen uns sehr stark als Marke, weniger als Medium“. Ziel sei es, die Leser auf allen Kanälen den ganzen Tag zu begleiten, da gehöre auch ein Printmagazin mit längeren Lesestrecken dazu. Nichtsdestotrotz kämpfe Print abseits von Österreich mit Schwierigkeiten, in der Schweiz aktuell etwa mit Redaktionszusammenlegungen. Er frage sich, wann die Probleme auch in Österreich ankommen, so Häckel.“Er vermisse in Österreich innovative Produktstrategien – vor allem mit Blick auf technologische Neuheiten.

Auch Kralinger sieht Veränderungen auf die Branche zukommen: „Hilfsdienste, etwa bei Sporttabellen, können schon maschinell abgewickelt werden.“ Für Geschichten mit Tiefe brauche es aber weiterhin Menschen. „Der Markt fragmentiert sich und das Nutzungsverhalten ist ein ganz anderes geworden.“